Vereinsgeschichte der
vereinigten kgl. priv. SG Nandlstadt
(Autor: Gottfried Landes Dezember 2009)
Wie der Vereinsname vermuten lässt, ging der Verein aus der Vereinigung zweier nandlstädter Schützenvereine hervor. Die „kgl.priv. Schützengesellschaft Nandlstadt“ und der „Schützenverein Nandlstadt e. V.“ schlossen sich 1966 zur „Vereinigten königlich privilegierte Schützengesellschaft Nandlstadt“ zusammen.
Historisch belegter Anfang: 1760
Im Jahre 1760 wurden nandlstädter Bürger im Rathaus vorstellig und baten um die Errichtung einer Schießstatt. Der Rat des Marktes Nandlstadt richtete daraufhin ein entsprechendes Gesuch an den Churfürsten Maximilian Josef. Dieser wies die zuständige Regierung von Landshut an, das Vorhaben zu genehmigen. Der Markt Nandlstadt errichtete noch im selben Jahr ein „Schützen-Zielstand-Häusl“ außerhalb der Ortschaft neben dem Ziegelstadl. Die Baukosten betrugen 18 Gulden und 29 Kreuzer. Mit der Ermahnung, sich im Scheibenschießen für den Kriegsfall zu exerzieren und sich nicht zum Wildern verleiten zu lassen, wurde die Anlage an die 17 „Gründungsmitglieder“ übergeben. Sie erhielten darüber hinaus ab dem Jahre 1765 ein jährliches „Virtel“ (Preisgeld) in Höhe von 5 Gulden von der Obrigkeit. Damit ist belegt, dass die Nandlstädter Schützen bereits in den Gründerjahren ein jährliches Preisschießen abhielten.
Anmerkung: Die historischen Daten sind einer „Wörtlichen Abschrift“ aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv München, Abteilung Kreisarchiv Signatur GL 2541/155 entnommen.
Zeitraum 1765 – 1945
Über das Vereinsgeschehen in Zeitraum zwischen 1765 und 1945 ist leider nur wenig überliefert. 1806 wurde Bayern ein Königreich. In der Folgezeit wurde das Schützenwesen neu reglementiert und mit Privilegien ausgestattet.
In Bayern gibt es 237 königlich privilegierte Schützengesellschaften. Diese Schützengesellschaften haben ihren Rechtsstatus als juristische Person vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) am 1. Januar 1900 entweder durch ausdrückliche landesherrliche Einzelverleihung oder dadurch erlangt, dass sie die Schützenordnung 25. August 1868 als ihr Statut anerkannten.
Im Vorfeld dieser Verordnung formierten sich die Nandlstädter Schützen 1867 als „Königlich privilegierte Schützengesellschaft Nandlstadt“.
Wie lange der 1760 errichtete Schießstand neben dem Ziegelstadel seinen Zweck erfüllte, ist leider nicht bekannt. Nach dem 1. Weltkrieg wurde ein KK-Schießstand in Gründl errichtet, der bis ca 1934 genutzt wurde.
Am 15. November 1924 gründeten die Schützenvereine aus Au, Abensberg, Enzlhausen, Leibersdorf, Nandlstadt, Unterempfenbach und Mainburg den Schützengau Hallertau, der 1925 sein 1. Gauschießen in Au abhielt und 1926 eine Gaufahne in Mainburg weihte.
1927 feierten die kgl. priv. Schützen ihr 60-jähriges Bestehen und hielten ein Jubiläums-schießen ab. Das erhaltene Gruppenbild zeigt neben den Vereinsmitgliedern (Viele Gesichter dürften erkannt werden), eine Vereinsfahne und eine Standarte, deren Verbleib ungewiss ist. Ein weiteres Bild, das im selben Zeitraum (ca. 1930) entstand, zeigt die aktiven Schützen.
Im 3. Reich wurde der KK-Stand in Gründl durch einen neuen neben dem Waldbad ersetzt. 1938 hielt der Verein dort das letzte Preisschießen vor dem 2. Weltkrieg ab. 1945 wurde die Anlage vollkommen zerstört. An ihrer Stelle entstand später der neue KK-Stand und das Dr. Ludwig-Eifertinger-Schützenheim.
Die Bilder Ziegelstadel, KK-Schießstand in Gründl, Gruppenbild und weiteres Bild wurden freundlicher Weise von Herrn Karl Stoeber zur Verfügung gestellt.
Zeitraum 1945 – 1966
(kgl. priv. Schützengesellschaft)
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war zunächst jede Vereinstätigkeit durch Anordnung des Alliierten Kontrollrates untersagt. 1948 durfte der Verein seine Aktivitäten wieder aufnehmen. Vereinslokal war das Gasthaus zur Post (Posthalter). In Ermangelung eines KK-Standes beschränkte man sich auf die Disziplinen „Zimmerstutzen“ und „Luftgewehr“. Der Wunsch, auf einem neuen KK-Stand wieder „scharf“ zu schießen, führte zu der Überlegung, sich mit dem seit 1950 bestehenden „Schützenverein Nandlstadt e.V.“ zusammenzuschließen. Es dauerte aber noch viele Jahre, bis die Vereinigung vollzogen werden konnte. Im Volksmund wurden die „Königlichen“ jetzt „Altschützen“ genannt; vermutlich, um sie deutlich von den Mitgliedern des neuen Vereines zu unterscheiden. Leider sind aus dieser Zeit keine Vereinsunterlagen mehr vorhanden. Weder Vereinschronik, noch die Fahne sind erhalten geblieben. Einzig eine Tischstandarte, gestiftet ca. 1960 von Michael Hofstetter, legt Zeugnis vom Vereinsleben der königlich privilegierten Schützengesellschaft ab.
Zeitraum 1950 – 1966
(Schützenverein Nandlstadt e.V.)
1950 wurde der Verein zunächst als sogenannter „wilder“ Verein im Vereinslokal „Oberbräu“ gegründet. Die Gründungsmitglieder können derzeit nicht sicher benannt werden. Vorsitzender war zunächst Anton Sicheneder, ab 1952 Ulrich Wantscher; Kassier: Franz Schertl. Es wurde mit Luftgewehren und Zimmerstutzen geschossen. 1954 lies sich der Verein ins Vereinsregister eintragen; ab diesem Zeitpunkt ist die Vereinsgeschichte lückenlos dokumentiert. Unter dem Vorsitz von Franz Schertl (1. Schützenmeister von 1954 bis 1961) hatte der kurzer Zeit hatte der umtriebige Verein soviel Geld erwirtschaftet und gesammelt, dass bereits 1955 eine handgestickte Fahne beschafft wurde, die von den Schwestern des Elisabethenheimes Moosburg für 1700.- DM angefertigt wurde. In einem rauschenden Fest wurde die Fahne am 19. Juni 1955 geweiht. H. H. Dekan Hertle weihte die Fahne, H.H. Penger hielt eine „erhebende Ansprache über die Treue zu Gott und zur Heimat“ (Zitat Halertauer Zeitung vom 20. Juni 1955). Fahnenmutter Anna Landes und die Festdamen übergaben die Fahne und die Erinnerungsbänder mit von der Fahnenmutter selbst verfassten Gedichten.
Seit Gründung des Vereins stand die Errichtung eines neuer Kleinkaliberstandes auf dem Gelände des zerstörten Schießstandes neben dem Waldbad im Mittelpunkt zahlreichen Sitzungen des Vereines. Um die damit verbundene finanzielle Belastung zu stemmen, bemühte man sich von unterschiedlichen Seiten aus immer wieder um die Zusammenarbeit bzw. um die Zusammenlegung der beiden ortsansässigen Schützenvereine. Der Bau schritt teilweise zügig voran, aber es gab auch zahlreiche Rückschläge, die zur Folge hatten, dass der Bau mehrmals unterbrochen wurde. Man beachte in der folgenden Zusammenfassung der einzelnen Bauphasen die zeitlichen Zwischenräume!
3. Mai 1955 | Erste gemeinsame Sitzung der beiden Vereine mit Bildung eines Bauausschusses unter der Leitung von Gauschützenmeister R.Reichart. |
April 1958 | Der Bau der Schießanlage wird von Verein wieder aufgegriffen, da der Landesverband Zuschussmittel in Aussicht gestellt hat. Die kgl. priv. Schützengesellschaft zeigt zu dieser Zeit kein Interesse mehr an dem Projekt. So beschließt der Verein, dieses alleine durchzuführen. |
Nov. 1958 | Franz Schertl legt in der Generalversammlung einen genehmigten Bauplan vor. |
Sommer 1959 | Es wird fleißig gearbeitet; Abbruchsteine werden gesammelt und aufbereitet; der Rohbau wird erstellt. |
20. Nov. 1959 | Richtfest Die Bauarbeiten müssen anschließend für längere Zeit eingestellt werden, da die in Mittel des Landesverbandes einem anderen Verein zugesprochen wurden. Zahlreiche Bemühungen, das Projekt wieder zu beleben schlugen fehl, das Gelände verwahrloste zusehens. |
23. April 1964 | Endlich kann Hans Gegenfurtner (1. Schützenmeister von 1961 bis 1968) die Bewilligung von 10.000.- DM Zuschuss des Landesverbandes bekannt geben. |
Frühjahr 1965 | Die Arbeiten werden wieder Aufgenommen, was durch einige Bilder belegt ist. |
23. Juni 1966 | In einer gemeinsamen Ausschusssitzung werden unter Federführung von Dr. Ludwig Eifertinger die Modalitäten des Zusammenschlusses der beiden Vereine festgelegt und beschlossen. Gemeinsam bemühte man sich ab jetzt den Schießstand zu vollenden. |
Zeitraum ab 1966
(Vereinigte kgl. priv. Schützengesellschaft)
Die 1. Generalversammlung der vereinigten kgl. priv. Schützengesellschaft Nandlstadt fand am 21.10.1966 statt. Gewählt wurden:
1. Schützenmeister: | Hans Gegenfurtner |
2. Schützenmeister: | Peter Schillinger |
Schriftführer: | Anton Gebhart jun. |
Kassier: | Rudi Hutter |
Hilfskassier: | Arthur Schillinger |
Techn. Leiter: | Dr. Ludwig Eifertinger |
Ausschussmitglieder: | Heinrich Landes, Josef Binkert, Hans Huber, Johann Tafelmeier, Anton Hack, Josef Festner |
Fähnrich: | Gottfried Landes |
Fahnenbegleiter: | Georg Linseisen, Franz Hohenester |
In der Saison 1966/67 wurde der wöchentliche Vereinsabend abwechselnd in den Lokalen Oberbräu und Posthalter abgehalten. Im Sommer 1967 wurde der 1. Bauabschnitt des Schützenheimes fertiggestellt.
Am 28. Okt. 1967 fand die Eröffnung und Einweihung des Schützenheimes statt. Danach verlegte der Verein nicht nur den Schießbetrieb, sondern auch seinen gesellschaftlichen Mittelpunkt in das Schützenheim. Um beides zu verwirklichen waren weitere Baumaßnahmen unumgänglich. Zunächst wurde die Fertigstellung der KK-Stände in Angriff genommen. Um die entsprechenden Mittel aufzubringen, holte Erich Heindl (1. Schützenmeister von 1968 bis 1989) 1970 das 15. Gauschießen des Schützengaues Hallertau nach Nandlstadt. Der Erlös ermöglichte die Anschaffung von drei vollautomatischen Kleinkaliberständen, die am 2. Okt. 1971 in Betrieb genommen wurden.
In der Folgezeit wurden Überlegungen angestellt, das Schützenheim um einen Aufenthalts- und Veranstaltungsraum zu erweitern. Da für ein Vereinslokal keine Baugenehmigung zu erhalten war, errichtete man einen „Gymnastikraum“, der am 28. Dez. 1973 eröffnet wurde und bis heute nur in Ausnahmefällen (z.B.: Kehraus oder Kränzchen) der körperlichen Ertüchtigung dient. Erneut waren zahlreiche Helfer am Werk. Zu Ehren von Dr. Ludwig Eifertinger, 2. Schützenmeister und langjähriger Förderer des Vereins, erhielt das Schützenheim zu dessen 65. Geburtstag den Namen: „Dr.-Ludwig-Eifertinger-Schützenhaus“. Am 30. August 1974 verstarb Dr. Ludwig Eifertinger.
Am 27. Okt. 1974 erfolgte die Einweihung des 2. Bauabschnittes durch H. H. Pfarrer Mayer.
Ab 1976 hielt der Verein in zweijährigem Turnus 10. Dr.-Ludwig-Eifertinger-Gedächtnisschießen ab, deren finanzielle Gewinne einen wesentlichen Beitrag für die weiteren Baumaßnahmen darstellten.
Am 8. Mai 1982 begann man mit dem 3. Bauabschnitt. Die Zwischenwand zwischen Luftgewehrstand und „Gymnastikraum“ wurde eingerissen und neu erstellt, der Tankraum zu einer Küche umgebaut und neue Fenster gesetzt. Am 31.Juli 1982 konnte bereits ein Weinfest in den renovierten Räumen abgehalten werden.
Im Juni 1985 hielt der Verein das 27. Hallertauer Gauschießen ab.
Die folgenden Jahre waren unter der Führung von Gerhard Webersberger (1. Schützenmeister von 1989 bis 1998) geprägt von diversen Sanierungsarbeiten sowohl am KK-Stand als auch am Schützenheim. Verblendungen und der Zielraum mussten erneuert und z.T. neu errichtet werden, ein Geräteschuppen wurde errichtet. der Dachstuhl des Gebäudes wurde in mehreren Schritten umgebaut und die Dacheindeckung verbessert.
Der bisher letzte große Umbau erfolgte in den Jahren 2001 bis 2002 unter der Regie von Michael Heindl (1. Schützenmeister seit 1998). Es wurde ein unterkellerter Anbau errichtet mit einer Zentralheizung und Abstellräumen im Keller, sowie 2 Umkleideräumen, einem Büro und einer Küchenerweiterung im Erdgeschoß. Die Einweihung dieses 4. Bauabschnittes erfolgt am 6. Juli 2003 durch H. H. Pfarrer Berr.